Wer sein Immunsystem stärken möchte, sollte vor allem auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren achten. Denn sowohl häufige Infekte als auch Allergien beanspruchen das Immunsystem und führen zu einem erhöhten Bedarf an fast allen Mikronährstoffen.

Unter dem Einfluß von Streß oder im Alter erhöht sich die Belastung des Immunsystems und die benötigte Menge an Vitaminen und Aminosäuren steigt deutlich an. Ein Mangel an einzelnen Vitaminen, Spurenelementen oder Aminosäuren, führt bei fast jedem der Mikronährstoffe unmittelbar zu einer eingeschränkten Immunabwehr.

Eine Unterfunktion (Immunschwäche) macht sich durch erhöhte Anfälligkeit für Infekte und unüblich lange Krankheitsphasen bemerkbar.

Eine Überreaktion des Immunsystems liegt bei Autoimmunkrankheiten und Allergien vor. Teils sind auch Entzündungen die Folge von überschießender Immunantwort.

Der Feind eines gut funktionierenden Immunsystems ist Zucker und Weißmehl. Diese oft als „leere Kalorien“ bezeichneten Energieträger verdrängen in der modernen Ernährung immer mehr die vitamin- und aminosäurenreiche, gesunde Ernährung, auf die der Mensch angewiesen ist.

Bereits 100 Gramm Zucker (der Gehalt an Zucker in einem Liter Limonade) kann die Funktionsfähigkeit der weißen Blutkörperchen über fünf Stunden stark beeinträchtigen. Der Schutz vor Viren und Bakterien ist damit eingeschränkt.

Aminosäuren stärken das Immunsystem

Vitamin C und Zink kennen die meisten als eine wichtige natürliche Unterstützung für ein abwehrbereites Immunsystem. Wie wichtig Aminosäuren für das Immunsystem sind, weiss man erst seit rund zwanzig Jahren. Daher sind diese Kenntnisse zu den Immunfunktionen der Aminosäuren auch noch relativ wenig verbreitet.

L-Glutamin

Immunsystem stärkenL-Glutamin ist Baustein für Glutathion und wirkt sowohl immunregulierend als auch antioxidativ. Glutamin funktioniert dabei als Energielieferant für die sich schnell teilenden Zellen des Immunsystems. Die Einnahme von Glutamin verbessert auch die Funktion der Darmschleimhaut 1 und trägt so zur Stabilisierung des Immunsystems bei  2. Ein Glutaminmangel steigert die Infektanfälligkeit 3.

Glutamin wird sehr gut vertragen und kann auch in hohen Dosierungen von mehreren Gramm pro Tag eingenommen werden. Lediglich Menschen mit Epilepsie sollten hohe Dosierungen nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen.

L-Arginin

L-Arginin ist ein Aufbaubestandteil weißer Blutkörperchen und kann die Effektivität der körpereigenen Virenabwehr deutlich zeigen. Das hat eine Studie erstmals bereits 1991 nachgewiesen 4. Über die Verbesserung der Kollagensynthese kann die zusätzliche Einnahme von L-Arginin auch die Wundheilung verbessern.

L-Cystein

L-Cystein kann dazu beitragen, Schwermetalle auszuleiten. Es wirkt immunregulierend und bildet mit Glutathion eines der stärksten Antioxidantien. Menschen mit einem angegriffenen Immunsystem weisen oft einen niedrigen L-Cystein-Spiegel auf.

In Form von N-Acetyl-Cystein (NAC) und Dosierungen ab etwa 400 mg – 600 mg täglich ist es ein rezeptfreies Arzneimittel zur Verbesserung des Transportes der Schleimhäute. Dosierungen von 100 mg am Tag in Form von Cystein können als Nahrungsergänzung sinnvoll sein. Zur Verbesserung der Glutathion-Synthese sollte Cystein gemeinsam mit Vitamin C eingenommen werden.

Cystein ist auch wichtiger Haarkeratin-Baustein. Ein Mangel an Cystein kann daher neben eingeschränkter Immunabwehr auch zu Haarausfall führen.

Lysin

Lysin hat antivirale Eigenschaften und wird insbesondere zur Hemmung der Herpes-Viren, aber auch der Gürtelrose empfohlen 5. Auch bei Herpes konnte die immunfördernde und virenhemmende Wirkung der Aminosäure Lysin in mehreren Studien nachgewiesen werden 6.

Die Aufnahme von Lysin gemeinsam mit L-Arginin ist besonders empfehlenswert. Lysin ist gut verträglich, eine Dosierung von bis zu 3 Gramm täglich gilt für gesunde Erwachsene als sicher.

L-Carnitin

L-Carnitin ist für seine Funktion im Fettsäuren-Transport bekannt. L-Carnitin ist aber auch für das Immunsystem von zentraler Bedeutung. Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem werden häufig niedrige L-Carnitin-Spiegel festgestellt 7. Gibt man diesen Menschen L-Carnitin, so verbessert das laut einer amerikanischen Studie auf mehreren Arten die Immunabwehr 8.

L-Carnitin kann auch die Zellen vor oxidativem Stress schützen und trägt zum Schutz der Nervenzellen bei.

Vitamine und Spurenelemente, die das Immunsystem stärken

Fast alle Vitamine sind an der Aufrechterhaltung der Immunabwehr beteiligt. Jeglicher Vitaminmangel geht daher fast immer auch mit einer geschwächten Immunabwehr einher.

Vitamin C

Immunsystem und Vitamin CDas bekannteste und am besten erforschte Vitamin C (Ascorbinsäure) kann bis in Dosierungen von mehreren Gramm täglich gefahrlos eingenommen werden. Mit höherer Dosierung nimmt der Anteil an Vitamin C ab, der vom Körper verwendet werden kann. Der Anteil, der unverdaut wieder ausgeschieden wird, steigt. Aber schaden kann Vitamin C in sehr hohen Dosierungen selbst bis 10 Gramm täglich nach allgemeiner Meinung nicht.

Die täglich empfohlene Mindestmenge für einen gesunden jungen Nichtraucher sind laut Europäischer Behörden 80 mg Vitamin C täglich. Über 30% der Bevölkerung nimmt mit der normalen Ernährung nicht einmal die 80 mg täglich auf 9. Diese Menge reicht auch für die Wiederherstellung eines angegriffenen Immunsystems nicht aus 10.

Zudem wird Vitamin C durch die Einnahme von Medikamenten, u.a. Aspirin®, verbraucht. Auch Raucher haben einen doppelt so hohen Vitamin C Bedarf wie Nichtraucher.

Vitamin C kontrolliert im Körper den Histaminspiegel. Ein Vitamin C Mangel führt zu einem erhöhten Histaminspiegel im Blut. Histamin wird insbesondere bei Allergien und Asthma ausgeschüttet und ist die Ursache für die allergischen Symptome. Hierzu werden mindestens 800 mg Vitamin C täglich empfohlen.

Da ein niedriger Vitamin C Spiegel die Immunabwehr schwächt, wird die Einnahme allgemein auch bei Grippe gemeinsam mit Arzneimitteln empfohlen.

Vitamin D

Mit Aminosäuren das Immunsystem unterstützenVitamin D wird über die Haut mit Hilfe von UV-Strahlung gebildet. In Lebensmitteln ist Vitamin D kaum vorhanden. Zur Bildung von Vitamin D in der Haut benötigt es eine Sonnenstrahlung entsprechend dem UV-Index von mindestens 3. Die Sonne muss mindestens 30 Grad hoch am Himmel stehen.

Dies ist nur von März bis September zur Mittagszeit der Fall. Selbst in Südeuropa kann daher die Mehrheit der Menschen nicht ausreichend Vitamin D bilden. Neun von zehn Mitteleuropäer haben deshalb einen Vitamin D Mangel.

Die Funktionen von Vitamin D im Immunsystem sind umfangreich und die Wirkung mitunter sehr erstaunlich gut. In einer viel beachteten Untersuchung wurde die Effektivität von Vitamin D für die Vorsorge vor Grippe mit der Wirkung einer Grippeschutzimpfung verglichen. Das Ergebnis: der Schutz durch die Einnahme von Vitamin D war acht mal stärker als der Schutz durch die Grippeimpfung!

Auch Atemwegsinfekte und Asthma hängen eindeutig mit einem zu geringen Vitamin D Spiegel im Blut zusammen, wie eine Studie aus dem Jahr 2007 nachgewiesen hat 11.

B-Vitamine

Die Vitamine des B-Komplexes steuern neben dem Immunsystem vor allem den Energiestoffwechsel und die Nervenfunktionen. Niacin (B3) verlangsamt die Histaminfreisetzung und wird daher insbesondere bei Allergien empfohlen.

Die mit einem überforderten Immunsystem einhergehende Energielosigkeit und Müdigkeitserscheinungen, die auf Vitamin-B-Mangel basieren, können daher durch die Zufuhr eines Vitamin-B-Komplexes (B1, B2, B6, B12, Folsäure, Niacin, Panthothensäure) wirksam bekämpft werden.

Vitamin B12 ist unter den B-Vitaminen besonders wichtig. Es trägt direkt zu einem normal funktionierenden Immunsystem bei.

Vitamin E

Vitamin E ist ein starkes fettlösliches Antioxidans. Es wirkt entzündungshemmend und reguliert unter anderem die Immunantwort. Vitamin E in hohen Dosierungen kann den Zytokinspiegel senken. Etwa 50% der Menschen nehmen unterhalb der täglichen empfohlenen Mindestmenge und damit zu wenig Vitamin E auf 12.

Vitamin A

Vitamin A trägt zur normalen Funktion des Immunsystems bei. Die Zufuhr sollte trotzdem nicht über 100% der täglichen Referenzmenge betragen, denn das Vitamin kann bereits ab etwa 500% RDA erste unerwünschte Nebenwirkungen zeigen.

Besser ist es da, dem Körper Karotinoide zur Verfügung zu stellen. Diese können vom Körper ganz nach Bedarf in Vitamin A umgewandelt werden. Eine Basiszufuhr von bis zu 100% NRV von Vitamin A ist eine gute Ergänzung.

Zink

Zink ist von zentraler Bedeutung für ein gesundes Immunsystem und reguliert die Immunantwort. Durch die Einnahme von hochdosiertem Zink in Kombination mit Vitamin C konnte in Untersuchungen die Dauer einer Erkältung halbiert werden 13.

Kurzfristig werden bis zu 75 mg Zink täglich empfohlen, zur dauerhaften Unterstützung des Immunsystems sollten aber nur 15 mg Zink täglich eingenommen werden 14.

Kupfer, Selen, Mangan, Eisen

Zink sollte man gemeinsam mit zusätzlichem Kupfer einnehmen, weil sich Zink allein negativ auf den Kupferstatus auswirken könnte. Zudem trägt Kupfer zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.

Selenmangel begünstigt die Vermehrung von Viren und schwächt das Immunsystem. Ein Mangel an Mangan erhöht die Allergieneigung. Eisen trägt ebenfalls zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei.

Pflanzenstoffe

Sogenannte sekundäre Pflanzenstoffe können Vitamine ergänzen und ebenfalls zur Stärkung des Immunsystems beitragen.

Cranberries sind besonders bekannt dafür, daß sie zur Gesunderhaltung des Urinaltraktes (Blase, Harnröhre, Nieren) beitragen können. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Dauer und Schwere von Blasenentzündungen verringert werden können.

Pinienrindenextrakt hat einen hohen Anteil von Proanthocyanidinen. Diese können helfen, oxidiertes, also verbrauchtes Vitamin C und Vitamin E im Körper wieder aufzubereiten. So wird dem Körper ermöglicht, bei Bedarf diese Antioxidantien zu recyclen. Den positiven Effekt von Vitamin C und Vitamin E für das Immunsystem hat eine Studie bei Erkältungen nachgewiesen. Durch die Einnahme von Pinienrindenextrakt, Vitamin C und Zink konnte die durchschnittliche Dauer von Erkältungen halbiert werden.

Weitere Tipps für ein starkes Immunsystem

Immunsystem stärkenEin angegriffenes Immunsystem repariert man nicht innerhalb weniger Tage oder Wochen. Es benötigt vielmehr eine dauernde Unterstützung durch richtige Ernährung. Auf dem Weg zu einem intakten und ausgeglichenen Immunsystem sollten Sie folgende Hinweise beachten:

  • Rauchen beeinträchtigt die Funktion der weißen Blutkörperchen. Raucher sind daher deutlich anfälliger für Infekte.
  • Stress, Angst und Traurigkeit üben auch Stress auf das Immunsystem aus und schwächen es. Achten Sie auf einen Ausgleich während Stressphasen. Stärken Sie dann Ihr Immunsystem umso mehr über gesunde Ernährung.
  • Das Immunsystem benötigt ausreichend Schlaf und Bewegung.
  • Das Immunsystem muss auch im Sommer gestärkt werden, um nicht bereits geschwächt in den Winter zu gehen.

 

Literaturnachweise:

  1. Benjamin J, Makharia G, Ahuja V, Anand Rajan KD, Kalaivani M, Gupta SD, Joshi YK. Glutamine and whey protein improve intestinal permeability and morphology in patients with Crohn’s disease: a randomized controlled trial. Digestive Diseases and Sciences. 2012. 57(4):1000-12
  2. Anderson PM, Schroeder G, Skubitz KM. Oral glutamine reduces the duration and severity of stomatitis after cytotoxic cancer chemotherapy. Cancer. 1998. 83(7):1433-9
  3. Castell LM, Poortmans JR, Newsholme EA. Does glutamine have a role in reducing infections in athletes? European Journal of Applied Physiology and Occupational Physiology. 1996. 73(5):488-490
  4. Park KGM, Hayes PD, Eremin O, Sewell H, Garlick PJ. Stimulation of lymphocyte natural cytotoxicity by L-arginine. The Lancet. 1991. 337(8742):645-646
  5. Gaby AR. Natural remedies for Herpes simplex. Alternative Medicine Review. 2006. 11(2):93-101
  6. Wright EF. Clinical effectiveness of lysine in treating recurrent aphthous ulcers and herpes labialis. General Dentistry. 1994. 42(1):40-42
  7. De Simone C, Famularo G, Tzantzoglou S, Trinchieri V, Moretti S, Sorice F. Carnitine depletion in peripheral blood mononuclear cells from patients with AIDS: effect of oral L-Carnitine. AIDS. 1994. 8(5):655-660
  8. Uhlenbruck G, Van Mill A. Immunbiologische und andere Aspekte der Membranmodulation durch L-Carnitin. Echo Verlag, Köln. 1993
  9. Nationale Verzehrsstudie. Ergebnisbericht, Teil 2. Max Rubner-Institut. 2008
  10. Maggini S. Vitamins and minerals. Contribution to immune function and health. In: Dietary components and immune function. Watson RR et al. 2010. 227-252
  11. Ginde AA, Mansbach JM, Camargo CA Jr. Vitamin D, respiratory infections and asthma. Current Allergy and Asthma Reports. 2009. 9(1):81-87
  12. Nationale Verzehrsstudie. Ergebnisbericht, Teil 2. Max Rubner-Institut. 2008
  13. Prasad AS, Fitzgerald JT, Bao B, Beck FW, Chandrasekar PH. Duration of symptoms and plasma cytokine levels in patients with the common cold treated with zinc acetate. A randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Annals of Internal Medicine. 2000. 133(4):245-252
  14. Singh M, Das RR. Zinc for the common cold. Cochrane database of systematic reviews. 2011. 2