Arthrose und Arthritis sind entzündliche und schmerzhafte Degenerationen der Gelenke. Osteoporose beschreibt den Prozess der abnehmenden Festigkeit der Knochen.

Mit zunehmendem Alter treten Probleme mit dem Bewegungsapparat bei fast allen Menschen auf. Und da sich die Lebenserwartung mittlerweile auf über 80 Jahre verbessert hat, handelt es sich bei Arthrose, Arthritis und Osteoporose um klassische Volkskrankheiten.

Das Risiko und der Verlauf von Arthrose und ebenso Osteoporose hängen im Wesentlichen von den Faktoren Ernährung und Bewegung ab.

Arthrose und Arthritis

Für den Knorpelaufbau ist Schwefel von zentraler Bedeutung. Es gibt Hinweise darauf, dass unsere tägliche Nahrung nicht genügend an schwefelhaltigen Aminosäuren enthält 1. Vor allem im Alter steigt der Bedarf, wobei sich gleichzeitig die Aufnahme der schwefelhaltigen Aminosäuren verschlechtert 2.

Gute Schwefelspender sind die beiden schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein, aber auch organischer Schwefel (Methylsulfonylmethan, abgekürzt MSM) eignet sich gut zur Nahrungergänzung.

Methionin: essentiell, Schwefelspender

Methionin und ArthroseMethionin ist eine essentielle Aminosäure, d.h. sie kann nicht selbst vom Körper hergestellt werden. Methionin muss über die Nahrung zugeführt werden. Methionin ist als Schwefelspender besonders für Menschen mit angegriffenen Gelenken wichtig. Denn Knorpel enthält etwa drei mal so viel Schwefel wie andere Körperteile 3.

Äußerlich wird Schwefel schon seit Jahrtausenden in Form von Schwefelbädern angewendet. Dabei wird Schwefel über die Haut aufgenommen und entfaltet so seine entzündungshemmende Wirkung 4.

Cystein und Methionin

Es gibt zwei schwefelhaltige Aminosäuren: Methionin und Cystein. Cystein wirkt antioxidativ und schützt Zellen vor oxidativem Stress. Ebenso stimuliert Cystein das Immunsystem 5 und kann Strukturen der Proteine stützen.

Cystein ist daher wichtig für die Kollagenbildung, aber auch für die Muskelbildung 6. Cystein steht in Zusammenhang mit niedriger Knochendichte (Osteoporose) 7.

Als wichtiger Schwefellieferant hat Cystein auch die Eigenschaft, Schwermetalle im Körper komplex zu binden und so unschädlich zu machen. Cystein und Methionin können vom Körper ineinander umgewandelt werden. Deshalb ist die Aufnahme der gesamten Menge an Cystein und Methionin wichtig.

MSM (Methylsulfonylmethan)

Aminosäuren für die GelenkeMSM ist ebenfalls ein gut erforschter Schwefellieferant. MSM hat in verschiedenen Studien gute entzündungshemmende Eigenschaften aufgewiesen. In einer Studie amerikanischer Wissenschaftler konnte MSM die Beweglichkeit und das Schmerzempfinden verbessern, gleichzeitig den Knorpelverschleiss mindern 8.

Die Wirksamkeit ist signifikant besser als bei der Kontrollgruppe (Placebo) gewesen. MSM und Glucosamin in Kombination haben bessere Ergebnisse erzielt als MSM alleine.

Auch bei Einnahme höherer Dosierungen sind für MSM keine Nebenwirkungen beobachtet worden 9. In Tierversuchen ist die Unbedenklichkeit sogar während der Schwangerschaft nachgewiesen worden 10.

Glucosamin und Chondroitin

Bei Arthrose und Arthritis werden oft Glucosamin und Chondroitin empfohlen. Diese beiden Aminozucker bilden die Knorpelmatrix. Das ist die Struktur des Knorpels, die Flüssigkeit einlagert und so die Stöße in den Gelenken abfängt.

Sowohl Glucosamin als auch Chondroitin sind zum Einen wegen ihrer nachgewiesenen Wirksamkeit als Arzneimittel zugelassen. Sie sind auch gleichzeitig wegen ihrer Unbedenklichkeit und guten Verträglichkeit als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.

Als Nahrungsergänzungsmittel können diese beiden Gelenknährstoffe frei mit Aminosäuren und Spurenelementen bzw. Vitaminen kombiniert werden ohne für jede einzelne Kombination umfangreiche Arzneimittelstudien durchzuführen. Die Auswahl der Produkte ist daher riesig, die Unterschiede in Dosierung und Zusammensetzung auch.

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Omega-3 Fettsäuren: DHA und EPA

Arthrose und AminosäurenZwei Mal pro Woche fettreichen Seefisch essen, so lautet die Standard-Empfehlung von Ernährungsexperten (z.B. DGE e.V.). Der besondere Nährwert von Fisch resultiert zum Einen aus den wertvollen Proteinen und Aminosäuren, zum Anderen resultiert er aus den speziellen Omega-3 Fettsäuren, die Fische enthalten.

Die beiden Omega-3 Fettsäuren DHA (Docosahexaensäure) und EPA (Eicosapentaensäure) sind für den Stoffwechsel von zentraler Bedeutung, sind in größerer Menge nur in Fisch enthalten und können vom Körper nicht selbst hergestellt werden.

Positiven Einfluss haben sie nicht nur auf Blutfettwerte, Gefäße und die Entwicklung von Nervenzellen (wichtig im Alter für die Augen und während der Schwangerschaft), sondern sie wirken auch ausgleichend auf das Fettsäuren-Gleichgewicht im Körper.

In einer Studie an 177 Patienten mit Knie-Arthrose ist fetgestellt worden, dass die Kombination von Omega-3 Fettsäuren DHA und EPA mit Glucosamin und Chondroitin gegenüber der Einnahme von nur Glucosamin und Chondroitin um etwa 27% bessere Ergebnisse bringt 11.

Während Fettsäuren aus tierischem Fleisch (gesättigte Fettsäuren) entzündungsfördernd wirken, hemmen die Omega-3 Fettsäuren vom Fisch Entzündungsprozesse. Der Ernährungsrat für gesunde Gelenke lautet deshalb: Essen Sie möglichst wenig fettes Fleisch (Wurst, Schinken etc.) und möglichst viel fettreichen Seefisch.

Osteoporose

Kniegelenk und AminosäurenArthrose und Arthritis machen sich ab dem zweiten Stadium durch beginnende Schmerzen und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit bemerkbar. Osteoporose, die zunehmende Brüchigkeit der Knochen, ist aber viel tückischer: Der Abbau von Knochensubstanz wird vom Menschen nicht bemerkt. Osteoporose verursacht keine Schmerzen oder Behinderungen. Bis der Knochen bricht.

Wer Glück im Unglück hat, bei dem bricht eventuell nur der linke Arm. Oft genug aber sind es Oberschenkelhalsbrüche oder Brüche der Wirbel, die den Menschen für Monate ans Bett fesseln können.

Prävention der Osteoporose

Wer einmal brüchige Knochen hat, kann diese nicht von heute auf morgen stärken. Sondern muss über Jahre hinweg mit gezielten Belstungsübungen und diätetischen Maßnahmen (Nahrungsergänzung von Vitamin D, Vitamin K, Kalzium und Magnesium), ggf. auch Medikamenten versuchen, die Knochen wieder zu stärken.

Deshalb ist die Vorsorge so wichtig. Diese Osteoporose-Vorsorge beginnt schon ab Anfang vierzig, denn brüchige Knochen entwickeln sich über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg. Frauen sind häufiger von Osteoporose betroffen als Männer und bauen besonders ab der Menopause vermehrt Knochenmasse ab.

Vitamin D

Sport bei ArthroseVitamin D ist zentral am Kalziumstoffwechsel beteiligt und wird essentiell für die Erhaltung fester Knochen benötigt. Ebenso ist es am Immunsystem und vielen weiteren Stoffwechselvorgängen zentral beteiligt.

Vitamin D ist kaum in der Nahrung enthalten. Selbst die strengste Ernährung mit den Vitamin-D-reichsten Lebensmitteln kann den Menschen nicht mit dem notwendigen Vitamin D versorgen.

Der Mensch kann theoretisch genügend Vitamin D in der Haut herstellen – wenn oft in der Sonne ist und seine Haut der Sonne aussetzt. Im Sommer genügen 30 Minuten täglich in der Mittagssonne, mit freien Armen und Beinen. Wer aber eine Sonnenschutzcreme aufgetragen hat, um sich vor Hautkrebs zu schützen, nimmt der Haut über 95% der Fähigkeit, Vitamin D zu produzieren.

Im Winter und wenn die Sonne flach am Himmel steht, kommt kaum noch UV-Licht durch die Atmosphäre. In Kombination mit langer Oberbekleidung ist es kaum noch möglich, genügend Vitamin D zu produzieren. So sind die Ergebnisse verschiedener, unabhängiger Untersuchungen zum allgemeinen Vitamin D Mangel nicht erstaunlich: zwischen 60% und 90% der Menschen weisen erheblich zu wenig Vitamin D im Blut auf, haben einen manifesten Vitamin-D-Mangel.

Die von der DGE empfohlene Einnahmemenge beträgt 10µg, ab dem fünfzigsten Lebensjahr besser 20µg Vitamin D3 täglich.

Vitamin K

Vitamin K ist ein für das Knochengerüst essentiell wichtiges fettlösliches Vitamin. Es steuert das Osteocalcin, das für Knochenaufbau und -abbau verantwortlich ist 12.

Vitamin K ist ein sehr sicheres Vitamin, von dem auch bei Dosierungen über 4.000 µg täglich keine toxischen Wirkungen beobachtet worden sind. 75 µg Vitamin K ist die tägliche empfohlene Mindest-Einnahmemenge (RDA).

Kalzium

Kalzium ist neben Magnesium der entscheidende Mineralstoff, der die Knochenstruktur bildet und ihre Festigkeit bestimmt. Andauernder Kalziummangel ist zusammen mit Vitamin-D-Mangel die wichtigste Ursache für Osteoporose.

Obwohl die Stärkung der Knochen durch Einnahme von zusätzlichem Kalzium gemäß einer 2015 veröffentlichten Untersuchung von 59 Studien fraglich ist 13. Dennoch sollten kalziumhaltige Milch und Milchprodukte wie Käse und Quark Teil der normalen Ernährung sein um die Wahrscheinlichkeit eines Kalziummangels zu reduzieren.

Darum ist Bewegung zur Vorbeugung von Arthrose und Osteoporose so wichtig

Bewegung bei Arthrose und Osteoporose

Ausreichende Bewegung ist wichtig für den Bewegungsapparat: Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenke und Knochen werden beansprucht, trainiert und gestärkt. „Wer rastet, der rostet!„, sagt ein weit bekanntes Sprichwort. Trotzdem fahren wir heute selbst die kleinsten Strecken mit dem Auto, Bus oder Taxi. Oder nehmen den Fahrstuhl statt drei Stockwerke die Treppen zu steigen.

Mit dem mangelnden Training verkümmern unsere Muskeln immer weiter. Sie können den Gelenken nicht mehr genügend Unterstützung geben, die Knochen und Gelenke werden übermäßig belastet.

Die Gelenkknorpel erhalten ihre Gelenknährstoffe über die Gelenkflüssigkeit, aber nicht durch Blutgefäße. Damit sich die Knorpelstruktur von innen heraus erneuern kann, ist es notwendig, die in der Gelenkflüssigkeit vorhandenen Nährstoffe in das Gelenk einzumassieren. Das erfolgt durch regelmäßige Bewegung.

Auch die Knochen leiden unter mangelnder Bewegung: eine Belastung der Knochenstruktur reizt die Osteoblasten dazu, Knochenmasse aufzubauen. Dazu reichen schon geringe Belastungen aus, wie etwa durch leichtes Joggen, schnelles gehen oder Muskelübungen mit geringen Gewichten.

Viel Bewegung ist deshalb das A und O in der Prävention und Therapie, sowohl von Gelenkbeschwerden als auch von schwachen Knochen.

Literaturnachweise

  1. Nimni ME, Han B, Cordoba F. Are we getting enough sulfur in our diet? Nutrition and Metabolism. 2007.4:24
  2. Young VR. Protein and amino acid metabolism with reference to aging and the elderly. Progress in Clinical and Biological Research. 1990. 326:279-300
  3. Ammann P, Laib A, Bonjour JP, Meyer JM, Rüegsegger P, Rizzoli R. Dietary essential amino acid supplements increase bone strength by influencing bone mass and bone microarchitecture in ovariectomized adult rats fed an isocaloric low-protein diet. Journal of Bone and Mineral Research. 2002. 17(7):1264-1272
  4. Sukenik S, Buskila D, Neumann L, Kleiner-Baumgarten A, Zimlichman S, Horowitz J. Sulphur bath and mud pack treatment for rheumatoid arthritis at the Dead Sea area. Annals of the Rheumatic Diseases. 1990. 49(2):99-102
  5. Grimble RF. The effects of sulfur amino acid intake on immune function in humans. Journal of Nutrition. 2006. 136(6S):1660S-1665S
  6. Lands LC, Grey VL, Smountas AA. Effect of supplementation with a cysteine donor on muscular performance. Journal of Applied Physiology. 1999. 87(4):1381-1385
  7. Baines M, Kredan MB, Davison A, Higgins G, West C, Fraser WD, Ranganath LR. The association between cysteine, bone turnover, and low bone mass. Calcified Tissue International. 2007. 81(6):450-4
  8. Brien S, Prescott P, Bashir N, Lewith H, Lewith G. Systematic review of the nutritional supplements dimethyl sulfoxide (DMSO) and methylsulfonylmethane (MSM) in the treatment of osteoarthritis. Osteoarthritis Cartilage. 2008. 16(11):1277-88
  9. Magnuson BA, Appleton J, Ames GB. Pharmacokinetics and distribution of 35S methylsulfonylmethane following oral administration to rats. Journal of Agricultural and Food Chemistry. 2007. 55(3):1033-8
  10. Magnuson BA, Appleton J, Ryan B, Matulka RA. Oral developmental toxicity study of methylsulfonylmethane in rats. Food and Chemical Toxicology. 2007. 45(6):977-84
  11.  Gruenwald J, Petzold E, Busch R, Petzold HP, Graubaum HJ. Effect of glucosamine sulfate with or without omega-3 fatty acids in patients with osteoarthritis. Advances in Therapy. 2009. 26(9):858-871
  12. Booth SL, Broe KE, Gagnon DR, Tucker KL, Hannan MT, McLean RR, Dawson-Hughes B, Wilson PW, Cupples LA, Kiel DP. Vitamin K intake and bone mineral density in women and men. American Journal of Clinical Nutrition. 2003. 77(2):512-6
  13. Tai V, Leung W, Grey A, Reid IR, Bolland MJ. Calcium intake and bone mineral density: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2015. 351